Das neue Nahversorgungszentrum GZ Nord hat am 10.10.2024 eröffnet.
Das neue Nahversorgungszentrum mit dem Namen "GZ Nord" wurde im Zeitplan fertiggestellt und wie geplant nach knapp 2 Jahren Bauzeit am 10.10.2024 eröffnet. Es sind sieben Geschäfte und Dienstleister eingezogen: REWE mit dem Bäcker Malzers, Rossmann, Kodi, NKD, Ernsting’s family, der Frisör Louchiri Hairdesign und das Gesundheitszentrum Kerzmann (Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie).
Das neue GZ Nord hat mit der Nummer 36 eine neue Hausnummer bekommen. Der erhaltene Gebäudekomplex im Westen behält die Hausnummer 38.
Rückblick zur Historie der Problemimmobilie
Das 14-geschossige Hochhaus in der Schwechater Straße wurde 1973 als Wohn- und Geschäftshaus mit angrenzenden ein- bzw. zweigeschossigen Geschäftsbereichen und Tiefgarage mit oberirdischem Parkdeck durch die städtische Wohnungsgesellschaft GWG errichtet. Im Gebäudekomplex befanden sich insgesamt 141 Wohneinheiten, 23 Gewerbeeinheiten und 102 Stellplätze.
Anfang der 1990er Jahre wurde die Immobilie in Teileigentum an eine Vielzahl an einzelnen Eigentümerinnen und Eigentümern veräußert. Durch die schwierige Eigentümerstruktur mit zunehmenden finanziellen Problemen wurde die Wohnungseigentümergemeinschaft handlungsunfähig. Notwendige Instandsetzungs- und Sanierungsmaßnahmen blieben über die Jahre aus.
Im Jahr 2006 musste die Fassade im Wege der Ersatzvornahme durch die Stadt Gladbeck gesichert werden und Zahlungsrückstände beim Energieversorger führten zur Einstellung der Stromversorgung. Anschließend wurde aus Gründen der Gefahrenabwehr eine bauordnungsrechtliche Nutzungsuntersagung mit anschließender Räumung der Wohnhochhauses durchgesetzt. Ab 2006 stand das Wohnhochhaus leer. Im Laufe der Jahre nahm auch der Leerstand bei den Geschäftslokalen zu. Der Leerstand stellte eine große Belastung für den Stadtteil Rentfort-Nord dar. Zum einen verwahrloste die Immobilie immer mehr und zum anderen fehlte seit der Schließung des Lebensmittelmarktes im Jahr 2013 eine ausreichende Nahversorgung im Stadtteil. Dabei wurde ein neues Stadtteilzentrum für die ansässige Bevölkerung zur Sicherung der Nahversorgung dringend benötigt. Es wurde von der Stadtverwaltung stets das Ziel verfolgt ein neues Nahversorgungszentrum wieder am selben Standort zu schaffen.
Der lange Weg bis zum Abriss der Immobilie
Ein Gebäudegutachten aus dem Jahr 2013 kam zu dem Ergebnis, dass eine Sanierung der Immobilie wirtschaftlich unverhältnismäßig ist. Damit war klar, dass ein Abriss forciert werden muss. Die Stadtverwaltung bemühte sich gemeinsam mit kooperationsbereiten Eigentümerinnen und Eigentümern jahrelang um eine Lösung zur Beseitigung der Alt-Immobilie. Allerdings hatte die Stadt Gladbeck keine Eigentumsanteile am Objekt und entsprechend eingeschränkte Handlungsmöglichkeiten. Es bildete sich aber eine private Auffanggesellschaft, der es über mehrere Jahre hinweg gelang insgesamt rund 70 % der Eigentumsanteile am Objekt zu erwerben. Jedoch scheiterte eine Lösung im Konsens letztendlich an der mangelnden Mitwirkungsbereitschaft von einzelnen Personen.
Um den Druck auf die nicht mitwirkungsbereiten Eigentümer:innen zu erhöhen, leitete die Stadt Gladbeck im Jahr 2013 ein Verfahren für ein Rückbau- und Entsiegelungsgebot gemäß § 179 BauGB ein. Da sich 2015 eine einvernehmliche Lösung in der Wohnungseigentümergemeinschaft abzeichnete, wurde das Verfahren ausgesetzt. Letztlich scheiterte dieser Lösungsweg aber doch aufgrund der fehlenden Kooperationsbereitschaft von drei Personen. Ein freiwilliger Rückbau war nicht mehr möglich, sodass die Stadt Gladbeck 2016 das Verfahren nach § 179 BauGB fortsetzte und im November 2016 einen entsprechenden Bescheid erließ. Ausgenommen vom Rückbaugebot ist hierbei der zweigeschossige Gebäudetrakt im Westen des Grundstückes (sogenannter Block F), der noch weitestgehend genutzt wird und erhalten bleibt. Das Rückbaugebot wurde im April 2017 bestandskräftig.
Parallel zum Rückbaugebot wurden über viele Jahre hinweg mit verschiedenen Investoren Gespräche geführt. Letztlich wurden mit einem Investor in einem langen und intensiven Dialog eine wirtschaftlich tragbare Lösung für den Abbruch und den Bau eines neuen Nahversorgungszentrums erarbeitet.
Als Vorbereitung für den Abriss wurde im Jahr 2017 ein Rückbau- und Entsorgungskonzept erarbeitet und darauf basierend im Juni 2018 eine Abrissgenehmigung durch die Stadt Gladbeck erteilt.
Abriss nur mit Städtebaufördermitteln möglich
Im Oktober 2020 war es endlich soweit und der Abriss der Problemimmobilie Schwechater Straße 38 konnte starten. Im ersten Schritt wurde der
Gebäudekomplex entrümpelt und die Schadstoffe wurden entsorgt. Ab Mai 2021 fand im zweiten Schritt der konstruktive Abriss statt, das heißt das Gebäude
wurde Etage für Etage abgetragen. Im September 2021 war die Immobilie bereits größtenteils verschwunden als gemeinsam mit vielen interessierten
Rentforter:innen, der Ministerin Frau Scharrenbach, der Bürgermeisterin Frau Weist, dem Runden Tisch Rentfort-Nord und Mitarbeitenden der
Stadtverwaltung eine Abrissparty gefeiert wurde. Im Februar 2022 war der Abbruch abgeschlossen und das freie Grundstück wurde baureif übergeben.
Eine große Herausforderung für einen Abriss stellten die hohen Abbruch- und Entsorgungskosten der Immobilie dar. Diese überstiegen den Marktwert des
freigeräumten Grundstückes deutlich. Zudem konnte eine weitere Kostensteigerung beim Abriss infolge von Mehrkosten durch mögliche Schadstoffe oder
andere unerwartete Umstände nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Gemeinsam mit einem Investor erarbeitete die Stadtverwaltung Lösungsmöglichkeiten,
wie trotz der hohen Kosten der Abriss und die Neuentwicklung eines Nahversorgungszentrums wirtschaftlich darstellbar sind. Letztlich war ein Abbruch nur
durch eine Unterstützung der öffentlichen Hand möglich: Zum einen stand eine hohe Summe an Bundes- und Landesmitteln aus der Städtebauförderung zur
Verfügung und zum anderen erklärte sich auch die Stadt Gladbeck zu einer finanziellen Beteiligung am Abbruch bereit.